Lucia Ortutová Q&A

Nach dem Studium der Architektur und Innenarchitektur an der Slowakischen Technischen Universität Bratislava eröffnete Lucia Ortutová 2015 zusammen mit ihrem Mann, der ebenfalls Architekt ist, in Bratislava ihr eigenes Designstudio, Ortuta Architects. Ortutová hat sich ursprünglich auf Wohndesign spezialisiert, in letzter Zeit aber auch gewerbliche Projekte übernommen, wie etwa die elegante Bratislaver Mirror Bar, die von Vibia-Leuchten ins richtige Licht gesetzt wird.

Erfahren Sie hier mehr über den Einfluss und die Ästhetik von Ortutová sowie über die Herausforderungen, denen sich Frauen in der Welt des Designs stellen müssen.

„Wenn man mit Kunden zusammenarbeitet, die gefühlsmäßig mit ihrem Projekt verbunden sind, ist es enorm wichtig, dass man viel Zeit und Zuwendung aufbringt und lernt, richtig zuzuhören.“

Waren Sie schon immer an Design und Architektur interessiert?

Ich habe schon immer gern gezeichnet und gemalt, schon in der Grundschule. Eigentlich habe ich jede freie Minute damit zugebracht, mich mit irgendetwas Künstlerischem zu beschäftigen. Später habe ich dann während eines Schüleraustauschs an einer amerikanischen High School dank meiner dortigen Kunstlehrerin eine gewisse künstlerische Begabung an mir entdeckt. Sie ermutigte mich dazu, an künstlerischen Wettbewerben teilzunehmen und tiefer in die Kunst im Allgemeinen einzudringen. Damals habe ich die Architektur zum ersten Mal als mein künftiges Forschungsgebiet in Betracht gezogen.

Wann hatten Sie Ihre erste prägende Begegnung mit Design?

Ich bin in einem kleinen Dorf im Norden der Slowakei aufgewachsen. Dadurch war ich der Natur und natürlichen Materialien von Anfang an sehr verbunden – genauso wie dem Kunsthandwerk. Am liebsten arbeite ich mit Naturholz und Stein in Kombination mit zeitgemäßen Baumaterialien.

Können Sie Ihre Berufserfahrung als Frau in der Welt des Designs näher beschreiben?

Wenn man mit Kunden zusammenarbeitet, die gefühlsmäßig mit ihrem Projekt verbunden sind, ist es enorm wichtig, dass man viel Zeit und Zuwendung aufbringt und lernt, richtig zuzuhören. Nur so kann man es schaffen, die Bedürfnisse und Vorlieben seiner Kunden tatsächlich zu verstehen. Ich habe das Gefühl, dass ich ziemlich gut darin bin, und das kommt möglicherweise von meinem “Frausein”, aber vermutlich kann man so etwas nicht verallgemeinern.

Welchen besonderen Herausforderungen sind Sie in Ihrem Leben begegnet?

Als Architektin zu arbeiten und Mutter von zwei Kindern zu sein.

„Für Designerinnen – wie für Frauen in jedem anderen Berufsfeld – ist es immer noch eine große Herausforderung, gute Mütter und gleichzeitig erfolgreich in ihrem Beruf zu sein. Aber man kann es schaffen, man braucht nur sehr viel Selbstdisziplin und ein gutes Zeitmanagement.“

Bevor Sie Ihr eigenes Büro eröffneten, haben Sie für andere Architekturstudios gearbeitet. Können Sie uns beschreiben, worin der Unterschied besteht, als angestellte Architektin zu arbeiten oder seine eigene Firma zu haben?

Ich bekam meine erste Anstellung in einem erfolgreichen Architekturbüro, als ich noch an der Universität studierte. Das war eine fantastische Erfahrung und ich habe sehr viel von dem hoch qualifizierten Architektenteam dort gelernt. Ich hatte dadurch auch die Möglichkeit, aus nächster Nähe zu erfahren, was Teamwork in einer größeren Gruppe von Designern bedeutet und das war eine äußerst wertvolle Erfahrung. Später habe ich dann herausgefunden, dass ich direkten Kontakt mit den Kunden haben wollte. Aus diesem Grund habe ich zusammen mit meinem Mann die Firma gegründet. Damals hatte ich schon eine Familie, das heißt, es war sehr angenehm für mich, mein eigener Chef zu werden und mir meine Zeit selbst einteilen zu können. Eine eigene Firma zu haben ist nicht vergleichbar damit, für andere tätig zu sein. Als Firmenchefin hat man natürlich eine ganz andere Verantwortung, aber die Möglichkeit, sich die Zeit für Arbeit und Privatleben selbst einteilen zu können, ist ein enormes Privileg.

Haben Sie den Eindruck, dass es für Frauen schwieriger ist, sich auf dem Gebiet Architektur/ Design selbstständig zu machen?

Ich glaube, dass es für Männer und Frauen gleich schwierig ist, ein eigenes Geschäft zu gründen und zu führen. Der einzige Unterschied besteht meiner Meinung nach darin, dass Frauen mehr Probleme haben können, wenn sie gleichzeitig Mütter sind. Für Designerinnen – wie für Frauen in jedem anderen Berufsfeld – ist es immer noch eine große Herausforderung, gute Mütter und gleichzeitig erfolgreich in ihrem Beruf zu sein. Aber man kann es schaffen, man braucht nur sehr viel Selbstdisziplin, ein gutes Zeitmanagement und, zumindest in meinem Fall, eine enorme Unterstützung durch meinen Mann, der auch Architekt ist.

„Ich mit meiner Idee sehr schnell sein muss, da nie genug Zeit ist, um das Design vorzubereiten, und am Ende stellen sich diese schnellen Ideen oft als die besten heraus.“

Auf welche Designprojekte haben Sie sich spezialisiert – Wohndesign oder gewerbliches Design?

Ich habe mich über Jahre auf den Bereich Wohnungsbau und Innenarchitektur konzentriert. Dieser Bereich ermöglicht mir eine einzigartige Beziehung zu meinen Kunden und ich kann für jemanden einen ganz auf seine Wünsche und Bedürfnisse zugeschnittenen Lebensraum erschaffen – eine wirkliche Herausforderung, wenn die Designwünsche des Kunden sehr konkret sind.

Vor zwei Jahren habe ich begonnen, an verschiedenen gewerblich genutzten Innenräumen zu arbeiten. Gewerbliche Projekte sind normalerweise weniger zeitintensiv, da die Kunden emotional nicht so involviert sind wie es bei Projekten für private Wohnungen und Häuser der Fall ist. Das gibt den Architekten üblicherweise mehr Raum, sie selbst zu sein und etwas zu kreieren, das ihren persönlichen Designpräferenzen näher kommt.

Wie würden Sie Ihre Ästhetik beschreiben?

Für mich müssen Design und Architektur Sinn haben. Ich mag es einfach, klar, natürlich und originell.

Sie haben auch für das Fernsehen gearbeitet. Können Sie uns diese Erfahrung beschreiben?

Ich arbeite mit beim Fernsehprogramm Nové Bývanie, in einer Fernsehshow für und mit Menschen, die Eigentum auf dem Wohnungsmarkt erwerben wollen. Ich bin eine der beteiligten Architektinnen und Architekten, die eine Visualisierung der künftigen Innenausstattung vornehmen, wenn der Kunde sich zum Kauf entschlossen hat.

Das ist sehr inspirierend und macht Spaß, weil man eine ganz andere Sichtweise einnimmt und mit sehr kreativen Fachleuten aus völlig unterschiedlichen Gebieten zusammenarbeitet. Hinzu kommt, dass ich mit meiner Idee sehr schnell sein muss, da nie genug Zeit ist, um das Design vorzubereiten, und am Ende stellen sich diese schnellen Ideen oft als die besten heraus. Die Show ist auch für die Zuschauer sehr inspirierend, denn sie können sehen, wie Architekten und Designer arbeiten und was aus einem Wohnobjekt werden kann, das auf den ersten Blick ein hoffnungsloser Fall zu sein schien.

Wie ist die aktuelle Situation im Bereich Design in der Slowakei?

Zurzeit floriert die Branche, besonders im Westen des Landes – mit anderen Worten, Architekten haben derzeit eine Menge Arbeit. Die Menschen haben angefangen, den Wert und die Bedeutung von Architekten und Designern wahrzunehmen und ihnen mehr Vertrauen entgegenzubringen. Das trägt natürlich zu einer Verbesserung der Designarbeit hier bei. Außerdem haben sowohl Kunden als auch Designer eine umweltfreundlichere Haltung eingenommen, was ziemlich starke Auswirkungen auf die Baumaterialien und Designansätze allgemein hatte.

Welche künftigen Projekte finden Sie besonders spannend?

Was mich zurzeit total begeistert, ist unser Wellness- und Fitness-Projekt für das Hotel Carlton in Bratislava. Außerdem beginnen wir gerade mit einer Umgestaltung des Restaurants Savoy im Carlton. Es hat ein großes Potenzial und das Gebäude selbst ist absolut beeindruckend.